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Laura Glaser: „Kleiner Psycho mit großen Ambitionen“

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„Vollgestopfter Terminkalender. Montags Training im Olympia -Stützpunkt Stuttgart, dienstags mit der ein Jahr älteren Freundin Anna-Lena Artschwager bei Zweitligist TuS Metzingen, mittwochs an der Sportschule Ruit, donnerstags beim Heimatverein HSG Schönbuch. Und an den Wochenenden Lehrgänge, Spiele und nochmals Spiele. Oder irgendwo ein Turnier“, so berichtete vor vier Jahren der Böblinger Bote über den Alltag von Laura Glaser.


Wohin der Weg der damals 15-jährigen „Torhüterin auf Terminhatz“ führen würde, dass war ihrem damaligen HVW-Auswahltrainer Thomas König bereits damals klar. „Sie ist ein Typ, der die Mannschaft motivieren und mitreißen kann, ihre Zukunft geht Richtung Bundesliga“, legte sich König, derzeit Coach des Männerzweitligisten Friesenheim, frühzeitig fest.

Auch die jetzige Miezen-Trainerin Ildiko Barna, damals Bundestrainerin der DHB-Jugend, verfolgte früh die Karriere der Keeperin. „Laura hat eine enorme Willensstärke. Kann ganz schnell lernen, macht ihre körperlichen Nachteile mit ihrer schnellen Reaktionszeit wett“, so Barna, die Glaser bereits mit 16 Jahren zur HSG Bensheim-Auerbach lotste. Das körperliche Defizit, das ist vor allem die für eine Torhüterin nicht riesige Körperlänge von 1,73 m. „Die fehlende Größe muss ich mit Schnelligkeit und Athletik wettmachen. Aber genau das treibt mich im Training an. Meine größte Stärke ist, dass ich niemals aufgebe“, so Glaser und ergänzt: „Ich möchte auf jeden Fall dem Vorurteil entgegentreten, dass nur große Torhüterinnen es zu etwas bringen können.“

Auch wenn ihre jetzige Teamkollegin Clara Woltering ebenfalls mit 16 Jahren den Sprung vom Münsterland nach Leverkusen wagte, so ist ein solch früher Weggang vom Elternhaus keinesfalls selbstverständlich. „Eigentlich wollte ich gar nicht von zu Hause weg. Ildiko hat mir jedoch gesagt, dass ich es mir zumindest mal anschauen sollte und die Mannschaft und das Umfeld in Bensheim haben mir dann auch direkt zugesagt“, blickt die Torhüterin auf den Wechsel zurück.

Mit Lob hielt sich auch ihr letztjähriger Trainer Lucky Cojocar nicht zurück. „Laura ist ein Geschenk für jeden Trainer. Sie ist immer motiviert, gibt grundsätzlich 100 Prozent und strahlt mit ihren erst 18 Jahren eine unglaubliche Routine aus. Ich lege mich jetzt schon fest: Sie wird eine ganz Große“, so der Flames-Coach im Februar nach dem Auswärtsspiel in Sindelfingen.

Auf höchster Ebene wurde das Talent frühzeitig erkannt und gefördert. Eine Teilnahme an der Jugend-EM 2005 und an der Juniorinnen-EM 2007 stehen in der internationalen Karriere bereits zu Buche. Jeweils dem normalen Lebenslauf zwei Jahre zu früh, so dass in diesem August eine weitere Juniorinnen-EM auf dem Programm steht. „Es findet noch eine Maßnahme in Tettnang statt. Man darf sich nie sicher sein, ob man dabei ist. Man muss einfach sich im Training den Arsch aufreißen und dann hoffen, dass man dabei ist“, blickt die Keeperin voraus.

Für die Teilnahme an der Juniorinnen-WM im vergangenen Jahr hat es nicht gereicht. „Nach dem Trainerwechsel von Ildiko Barna zu Dirk Leun wurden die Karten neu gemischt. Mit Melanie Herrmann (Frankfurt), Antje Lenz (Celle) und Anna Monz (Trier) war die Konkurrenz sehr groß und sie waren zu der Zeit auch das stärkste Trio. Zudem haben sich die Maßnahmen für die U17 und die U19 oft überschnitten, was mit Sicherheit auch ausschlaggebend war“, blickt die Torhüterin auf die letztjährige Spielzeit im Nationalteam zurück.

Mit Penda Bönighausen, sowie den beiden weiteren Zugängen Marlene Zapf und Elisabeth Garcia-Almendaris trifft Glaser also auf Bekannte aus der DHB-Auswahl. Mit Claudia Schückler spielte sie gemeinsam in Bensheim. „Das wird mit Sicherheit ein leichter Vorteil sein, aber ehrlich gesagt habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht, ob es Probleme geben könnte“, so Glaser.

Trotz allem persönlichen Ehrgeiz ordnet die heute 19-Jährige dem Erfolg des Teams alles unter. „Ich bin der mannschaftsdienliche Typ. Mir ist es egal, ob ich auf dem Feld, der Bank oder der Tribüne bin. Ich will in allererster Linie meine Mannschaft so gut wie möglich mit unterstützen und zum Erfolg des Teams beitragen“, gibt die Torhüterin einen Einblick in ihre Philosophie.

Privat eher ausgeglichen, aber auf dem Feld ein Vulkan. „Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, ich lebe für diesen Sport und möchte die Leidenschaft dann auch rüberbringen. Meine Mitspielerinnen nennen mich nicht umsonst „den kleinen Psycho“, weil ich auf dem Spielfeld schon anders bin als im normalen Alltag. Aber gerade diese Emotionen und Leidenschaft, die pushte uns noch mal“, verriet Glaser das Erfolgsrezept ihrer letztjährigen Mannschaft, die erst in den Aufstiegsendspielen gegen Sindelfingen den Sprung in die erste Liga verpasste und fügt erklärend hinzu: „Ich interpretiere den Spitznamen eher im positiven Sinn.“

Nun also der Sprung nach Leverkusen, obwohl bei den Flames die Aussichten auf den Platz der Stammtorhüterin größer waren. „Wenn man ein Angebot von Bayer Leverkusen bekommt, dann überlegt man nicht lange. Bayer ist ein Klasseverein, besitzt mit Andreas Thiel einen Top-Torwarttrainer und hat tolle Ambitionen“, begründet die Keeperin ihre Entscheidung. „In Bensheim lief es die vergangene Saison gut, aber ich suche auch gerne neue Herausforderungen und schaue nach vorne“, so Glaser abschließend.

„Laura passt genau in das Bayer-Anforderungsprofil. Außerdem vertraue ich dem geschulten Auge von Andreas Thiel, der Laura sehr gute Perspektiven in der Bundesliga zutraut. Zuerst muss sie sich jetzt bei uns einleben und ihre Ausbildung als Physiotherapeutin in Angriff nehmen, damit sie nicht nur ihre handballerische Zukunft, sondern vor allem ihre zukünftige Lebensplanung im Visier hat. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Laura“, kommentierte Renate Wolf ihren Neuzugang zwischen den Elfen-Pfosten.

Laura Glaser
Geburtstag: 03.04.1990
Geburtsort: Herrenberg
Nationalität: deutsch
Position: Torhüterin
Größe: 173 cm
Bisherige Vereine:
BC Waldhaus Hildrizhausen, HSG Schönbuch, HSG Bensheim-Auerbach (2006-2009)

Länderspiele: 16 Juniorinnen für Deutschland
Jugend-EM 2005: 7. Platz
Junioren-EM 2007: 9. Platz